Kürzlich war Heinz Schweer zur gemeinsamen Sitzung des Vorstandes und Arbeitskreises des VESM eingeladen. Herr Schweer ist Inhaber der bekannten Steinhuder Aalräucherei und einer der nur noch vier aktiven Fischer am Steinhuder Meer. Vierzig Jahre Fischereierfahrung und Kenntnis jedes Winkels am See, davon möchten wir profitieren. Wie stellt sich aus der Sicht eines professionellen Fischers die Lage mit der Verschlammung dar?
Vor allem zwei Punkte hat unser Gesprächspartner benannt: Im Nordwesten des Meeres an der Mardorfer Seite, etwa vom letzten Steg (beim Seehotel) nach Westen führend, breitet sich eine große Schlammbank aus, die früher nicht da war. Eine zweite große Schlammbank ist im Osten (vom Neustädter Ufer aus) festzustellen, die sich ebenfalls ausbreitet und zusehends in die Deipen – frühere natürliche Tiefenrinnen, die inzwischen weitgehend mit Schlamm zugesetzt sind - eingreift. Gerade diese Schlammbank ist aus Sicht des VESM besorgniserregend, denn bei Bestehen normaler Strömungsverhältnisse würde der Schlamm durch die Tiefenströmung Richtung Westen zurücktransportiert werden, anstatt sich hier abzulagern.
Zudem geraten die Deipen vom nördlichen Ufer her unter Druck: Denn an der Kante der flachen ufernahen Zone, die Einheimischen nennen sie den „großen Well“, bildet sich ebenfalls Schlamm und verschmälert die für den See lebenswichtigen Tiefenzonen. Eine weitere, nicht so große, aber dennoch ärgerliche Schlammbank hat sich zuletzt südlich des Wilhelmstein zwischen der Inselfestung und dem Hagenburger Ufer gebildet. Unabhängig davon bestehen außerdem die schon bekannten Flachwasserzonen (z. B. vor Steinhude).
Das Fazit von Heinz Schweer lautet eindeutig: „Der Topf wird kleiner“. Zudem hat er die folgende Beobachtung gemacht: An Tagen mit viel Wind, der klassischerweise aus West/Südwest kommt, bilden sich starke oberflächennahe Rückströmungen von Osten nach Westen/Südwesten, die unmittelbar nahe dem nördlichen und südlichen Ufer verlaufen. Dies ist aus unserer Sicht leider nur konsequent, denn da die Tiefenströmung der Deipen inzwischen entfällt, muss das nach Osten getriebene Wasser zwangsläufig auf diesem Weg zurückströmen.
Die jetzige Lage muss als eine Vorstufe zur baldigen Verschlammung und späteren Verlandung unseres Steinhuder Meeres gesehen werden, darin waren sich alle Teilnehmer einig. Eine eindrucksvolle Bestätigung unseres Engagements also, die wir hier mitnehmen konnten.
Ein Beitrag von Ingo Bartens
Wer jetzt die Gelegenheit sucht, sich das herbstlich-winterliche Steinhuder Meer anzusehen, wir etwas feststellen: die Bewegung an der Oberfläche. Vielmehr der Mangel an Bewegung, denn der Wellengang hat nachgelassen. Waren früher – natürlich nur bei frischem Wind – in der Seemitte Wellen anzutreffen, die zwischen einem halben und evtl. knapp einem Meter Höhe ausmachten, so sind es auch in diesen Bereichen heute nur Wellen in einer Höhe von maximal 30, 40 Zentimetern. Der Unterschied ist enorm und Ausdruck der fortschreitenden Verschlammung und damit des flach gewordenen Wassers (man stelle sich vor, dass der Wasserspiegel an der Oberfläche zwar nicht gesunken ist, aber der Schlamm von unten her näher zur Oberfläche rückt). Die vielen Nutzer und Freunde des Meeres müssen zunehmend mit den Einschränkungen leben und manchmal kämpfen: Bei der Ausübung ihres Wassersports etwa, bei Ausflügen mit der Personenschifffahrt, dem Auswanderer etc. Unmittelbar ist die Verschlammung vor allem in den Wasserzonen vor Großenheidorn und Mardorf festzustellen.
Erfreulich ist, dass die Behörden auf das Problem aufmerksam geworden sind und etwas tun. Es wird entschlammt, auch in diesem Winterhalbjahr 2024 / 2025, vornehmlich in den benannten ufernahen Zonen, und insgesamt wird die Kapazität der Lagerflächen (die sogenannten Polder) erweitert. Dennoch sind wir der Ansicht, dass dies nicht reicht. Denn es gilt nicht nur mehr, sondern auch richtig zu entschlammen, nämlich in den früher tieferen Bereichen des Meeres, den sogenannten Deipen. Erst wenn die frühere natürliche Zirkulation des Wassers wiederhergestellt worden ist, können wir sicher sein, dass uns unser kostbares Juwel Steinhuder Meer noch lange erhalten bleibt. Dem könnte eine versuchsweise Herstellung einer einzelnen tiefen Rinne in der Seemitte vorausgehen, um sich daraus ergebende Folgerungen zu beobachten. Für ein solches Vorgehen setzen wir, die Mitglieder des VESM, uns nachdrücklich gegenüber den Behörden und politischen Funktionsträgern ein.
Mehr über den Zusammenhang zwischen den Deipen, dem Schlamm und der natürlichen Wasserzirkulation des Steinhuder Meeres bietet der Artikel „Grundlagen zur Sanierung des Steinhuder Meeres“.
Ein Beitrag von Ingo Bartens
Der geringe Wasserstand behindert die Berufsschifffahrt und den Segelsport massiv.
Der Link zum Beitrag des NDR:
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